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Was sind reflexive Verben?
Reflexive Verben sind Verben, die mit einem Reflexivpronomen verwendet werden. Dieses Pronomen zeigt an, dass die Handlung des Verbs auf das Subjekt selbst zurückwirkt. Das bedeutet: Die Person, die handelt, ist gleichzeitig auch diejenige, die betroffen ist.
Ein einfaches Beispiel macht das deutlich:
→ „Ich wasche mich.“
→ „Ich“ bin die handelnde Person, „mich“ bezeichnet die gleiche Person – die Handlung betrifft mich selbst.
Reflexive Verben erkennt man daran, dass sie immer mit einem „sich“ (bzw. in konjugierter Form: mich, dich, sich …) verwendet werden. Dieses Reflexivpronomen wird in der Regel an die Person des Subjekts angepasst – und steht dabei meist im Akkusativ, manchmal aber auch im Dativ.
Reflexive Verben: Bildung und Anwendung mit Beispiel
Reflexive Verben benötigen ein Reflexivpronomen, das sich in Person und Numerus (Zahl) dem Subjekt anpasst. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Fällen: dem Akkusativ (häufigste Form) und dem Dativ (wenn ein weiteres Akkusativobjekt im Satz steht).
Person | Akkusativ | Dativ |
---|---|---|
ich | mich | mir |
du | dich | dir |
er/sie/es | sich | sich |
wir | uns | uns |
ihr | euch | euch |
sie/Sie | sich | sich |
Wann steht das Reflexivpronomen im Akkusativ?
In den meisten Fällen steht das Reflexivpronomen im Akkusativ, nämlich immer dann, wenn kein weiteres Objekt im Satz vorhanden ist:
→ „Ich freue mich auf das Konzert.“
→ „Du ärgerst dich über das Wetter.“
Wann steht das Reflexivpronomen im Dativ?
Steht bereits ein Akkusativobjekt im Satz, tritt das Reflexivpronomen in den Dativ:
→ „Ich wasche mir die Hände.“
→ „Du putzt dir die Zähne.“
→ „die Hände“ / „die Zähne“ sind die Akkusativobjekte
Echte, unechte und reziproke reflexive Verben
Nicht jedes Verb, das mit einem Reflexivpronomen verwendet wird, ist automatisch ein echtes reflexives Verb. Man unterscheidet zwischen echten, unechten (auch: Pseudo-reflexiven) und reziproken reflexiven Verben.
Echte reflexive Verben
Diese Verben können nur reflexiv verwendet werden. Das Reflexivpronomen ist unverzichtbar, da es keine passende Verwendung ohne dieses gibt. Die Bedeutung ist nur in der reflexiven Form sinnvoll. Ohne das Reflexivpronomen wären diese Sätze ungrammatisch oder bedeutungslos.
Beispiele:
- sich beeilen → „Ich beeile mich.“
- sich freuen → „Sie freut sich.“
- sich irren → „Du irrst dich.“
- sich befinden → „Wir befinden uns in Berlin.“
Unechte reflexive Verben
Diese Verben können sowohl mit als auch ohne Reflexivpronomen verwendet werden. Das Reflexivpronomen ist austauschbar durch ein anderes Objekt – die reflexive Form ist nicht zwingend.
Beispiele:
- sich waschen
→ „Ich wasche mich.“ (reflexiv)
→ „Ich wasche das Auto.“ (nicht reflexiv) - sich anziehen
→ „Er zieht sich an.“
→ „Er zieht die Jacke an.“ - sich erinnern
→ „Ich erinnere mich.“
→ „Ich erinnere den Lehrer.“
Reziproke Verben
Reziproke Verben (auch: reziproke Reflexivverben) drücken aus, dass zwei oder mehr Personen mit einander etwas tun – also eine gegenseitige Handlung stattfindet. Sie verwenden ebenfalls Reflexivpronomen, allerdings fast ausschließlich in der Pluralform.
Das Reflexivpronomen übernimmt bei reziproken Verben die Bedeutung von „einander“. Dadurch ergibt sich ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen den Subjekten:
→ „Wir streiten uns.“ = „Wir streiten miteinander.“
→ „Sie sehen sich.“ = „Sie sehen einander.“
→ „Ihr versteht euch gut.“ = „Ihr versteht einander gut.“
Typische Beispiele für reziproke Verben sind:
- sich streiten
- sich sehen
- sich treffen
- sich verstehen
- sich lieben
- sich kennen
- sich einigen
- sich umarmen
Wichtiger Hinweis: Pluralform
Reziproke Verben kommen nur im Plural vor, da es immer mehrere Subjekte geben muss, die miteinander interagieren. Es geht nicht darum, dass jemand etwas mit sich selbst macht, sondern mit einer anderen Person oder mehreren.
Satzbau: Die Wortstellung bei reflexiven Verben
Die Stellung des Reflexivpronomens folgt bestimmten Regeln – je nachdem, ob es sich um einen Hauptsatz oder Nebensatz handelt. Für das korrekte Verwenden reflexiver Verben im Deutschen ist der Satzbau entscheidend.
Im Hauptsatz
Im Hauptsatz steht das Reflexivpronomen in der Regel direkt nach dem konjugierten Verb:
→ „Ich wasche mich.“
→ „Du freust dich.“
→ „Wir konzentrieren uns.“
→ „Sie erinnert sich nicht mehr.“
Ist das Verb trennbar, steht das Reflexivpronomen dennoch direkt nach dem konjugierten Teil:
→ „Er zieht sich schnell um.“
→ „Ich melde mich morgen an.“
Im Nebensatz
Im Nebensatz folgt das Reflexivpronomen in der Regel nach dem Subjekt – es steht also zwischen Subjekt und Vollverb:
→ „…, weil ich mich beeilen muss.“
→ „…, dass du dich irrst.“
→ „…, ob sie sich erinnert.“
→ „…, wenn wir uns konzentrieren.“
Steht das Subjekt nicht als Pronomen, sondern als Nomen, steht das Reflexivpronomen direkt nach dem Subjekt:
→ „…, weil Peter sich erkältet hat.“
→ „…, dass die Kinder sich streiten.“
Wichtiger Hinweis: Zeitformen
Im Perfekt und anderen zusammengesetzten Zeiten steht das Reflexivpronomen zwischen dem Hilfsverb und dem Partizip II:
→ „Ich habe mich geirrt.“
→ „Wir hatten uns gut vorbereitet.“
→ „Du wirst dich daran erinnern.“
Übungen mit Lösung zu reflexiven Verben
Übung 1
Setzen Sie das passende Reflexivpronomen im Akkusativ oder Dativ ein.
- Ich freue ___ auf das Wochenende.
- Du musst ___ deine Schuhe anziehen.
- Er zieht ___ morgens schnell an.
- Wir putzen ___ die Zähne.
- Habt ihr ___ heute schon gewaschen?
- Sie erinnert ___ nicht mehr an den Namen.
- Ich habe ___ verletzt.
- Warum ärgerst du ___ denn so?
- Sie kämmt ___ die Haare.
- Wir treffen ___ morgen am Bahnhof.
Übung 2
Ordnen Sie jedem Satz die passende Kategorie zu:
a) echtes reflexives Verb
b) unechtes reflexives Verb
c) reziprokes Verb
- Ich beeile mich, sonst komme ich zu spät.
- Wir streiten uns oft über Kleinigkeiten.
- Sie wäscht sich schnell die Hände.
- Er schämt sich für sein Verhalten.
- Ich erinnere mich noch gut an den Film.
- Ihr kennt euch schon seit der Schulzeit.
- Sie duscht sich jeden Morgen.
- Wir haben uns gestern zufällig getroffen.
- Du irrst dich leider.
- Ich ziehe mich um.
Lösung
Zu Übung 1:
- Ich freue mich auf das Wochenende.
- Du musst dir deine Schuhe anziehen.
- Er zieht sich morgens schnell an.
- Wir putzen uns die Zähne.
- Habt ihr euch heute schon gewaschen?
- Sie erinnert sich nicht mehr an den Namen.
- Ich habe mich verletzt.
- Warum ärgerst du dich denn so?
- Sie kämmt sich die Haare.
- Wir treffen uns morgen am Bahnhof.
Zu Übung 2:
- Ich beeile mich, sonst komme ich zu spät. → a)
- Wir streiten uns oft über Kleinigkeiten. → c)
- Sie wäscht sich schnell die Hände. → b)
- Er schämt sich für sein Verhalten. → a)
- Ich erinnere mich noch gut an den Film. → b)
- Ihr kennt euch schon seit der Schulzeit. → c)
- Sie duscht sich jeden Morgen. → b)
- Wir haben uns gestern zufällig getroffen. → c)
- Du irrst dich leider. → a)
- Ich ziehe mich um. → b)
Wissensbereich: Grammatik verstehen mit System und Unterstützung
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