1. Was ist ein Numerus?
Der Begriff „Numerus“ leitet sich vom lateinischen Wort „numerus“ ab, das „Zahl“ bedeutet. In der Grammatik bezeichnet der Numerus die Eigenschaft eines Wortes, anzugeben, ob eine oder mehrere Personen oder Dinge gemeint sind. Der Singular beschreibt dabei die Einzahl und bezieht sich auf ein einziges Subjekt oder Objekt, während der Plural die Mehrzahl bezeichnet und von zwei oder mehr Subjekten oder Objekten spricht.
Beispiel:
- Singular: der Baum, die Frau, das Buch
- Plural: die Bäume, die Frauen, die Bücher
Im Deutschen wird der Numerus vor allem durch das Nomen sowie die dazugehörigen grammatischen Elemente wie Artikel, Adjektive und Pronomen ausgedrückt.
2. Der Numerus bei Nomen
Im Deutschen werden die meisten Nomen sowohl im Singular als auch im Plural verwendet. Die Bildung des Plurals erfolgt auf unterschiedliche Weise, abhängig von der Wortform, der Wortherkunft und dem Genus des Nomens. Pluralbildungsmuster sind für Lernende der deutschen Sprache oft komplex, da es keine einheitliche Regel gibt und es verschiedene Pluralendungen gibt, die nicht immer vorhersehbar sind. Die wichtigsten Pluralendungen im Deutschen sind:
- -e: der Tag – die Tage, der Baum – die Bäume, der Tisch – die Tische
- -(e)n: die Frau – die Frauen, die Blume – die Blumen, der Mensch – die Menschen
- -er: das Kind – die Kinder, das Buch – die Bücher, das Lied – die Lieder
- -(e)s: das Auto – die Autos, das Foto – die Fotos, das Radio – die Radios
- unverändert: Einige Nomen behalten ihre Singularform im Plural, wie zum Beispiel der Lehrer – die Lehrer, der Künstler – die Künstler, das Mädchen – die Mädchen
Daneben gibt es noch unregelmäßige Formen, bei denen auch der Stammvokal verändert wird, wie beispielsweise bei „Mann – Männer“ oder „Haus – Häuser“. Es existieren ebenfalls Nomen, die nur im Singular oder nur im Plural verwendet werden, was als Singularetantum bzw. Pluraletantum bezeichnet wird.
2.1. Singularia tantum
Singularia tantum sind Nomen, die ausschließlich im Singular vorkommen, da sie auf nicht zählbare Dinge verweisen oder abstrakte Begriffe darstellen. Dazu gehören Substanzen, kollektive oder abstrakte Konzepte. Beispiele sind:
- das Wasser, das Geld, der Hunger, die Liebe
2.2. Pluralia tantum
Pluralia tantum hingegen sind Nomen, die nur im Plural existieren, meist weil sie aus historischen oder semantischen Gründen als Mehrzahlform betrachtet werden. Beispiele hierfür sind:
- die Eltern, die Ferien, die Kosten, die Nachrichten
Diese Kategorien können für Sie als Lernende der deutschen Sprache schwierig sein, da es oft keine direkte Entsprechung in anderen Sprachen gibt.
Pluralbildung der Substantive – Beispiele
Singular | Plural |
---|---|
der Lehrer das Zimmer der Iraner der Schlüssel der Schüler der Kugelschreiber der Fehler das Fenster | die + unverändert Beispiel: die Lehrer |
die Frau der Herr der Student der Polizist der Staat die Übung die Antwort die Uhr die Tür | die + en Beispiel: die Frauen |
der Name die Schule der Rumäne der Pole der Chinese der Junge die Klasse die Frage die Tafel die Pause die Karte das Auge | die + n Beispiel: die Namen |
das Kind das Lied das Bild das Ei | die + er Beispiel: die Kinder |
das Buch das Wort das Haus das Land | die + “er Beispiel: die Bücher |
der Bleistift das Haar der Tisch der Freund | die + e Beispiel: die Bleistifte |
der Stuhl der Raum die Stadt die Wand | die + “e Beispiel: die Stühle |
der Bruder der Mantel der Vogel die Mutter der Vater der Apfel der Laden die Tochter | die + “ Beispiel: die Brüder |
das Auto das Mofa das Radio das Bonbon das Sofa | die + s Beispiel: die Autos |
die Lehrerin die Chinesin die Spanierin die Polin die Schülerin die Freundin die Rumänin die Iranerin | die + nen Beispiel: die Lehrerinnen |
3. Der Numerus bei Pronomen und Artikeln
3. Der Numerus bei Pronomen und Artikeln
Im Deutschen passen sich die Pronomen und Artikel dem Numerus des Nomens an, auf das sie sich beziehen. Hierbei gibt es im Singular drei verschiedene Formen für den bestimmten Artikel, je nach Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum):
- Maskulinum: der Mann
- Femininum: die Frau
- Neutrum: das Kind
Im Plural jedoch gibt es nur eine einheitliche Form, die für alle drei Genera gilt:
- Plural: die Männer, die Frauen, die Kinder
Auch die unbestimmten Artikel und Pronomen ändern sich je nach Numerus. Im Singular unterscheiden sie sich, während sie im Plural entweder keine eigene Form haben oder durch andere grammatische Mittel ersetzt werden:
- Singular: ein Mann, eine Frau, ein Kind
- Plural: keine Form für den unbestimmten Artikel; stattdessen wird oft „einige“, „viele“ oder „wenige“ verwendet: einige Männer, viele Frauen, wenige Kinder
Personalpronomen passen sich ebenfalls dem Numerus des Bezugswortes an:
- Singular: ich, du, er/sie/es
- Plural: wir, ihr, sie
4. Der Numerus bei Verben
Auch bei Verben spielt der Numerus eine zentrale Rolle, da er Teil der sogenannten Subjekt-Verb-Kongruenz ist, bei der das Verb in Numerus (und Person) mit dem Subjekt übereinstimmen muss. Der Numerus beeinflusst die Flexion des Verbs, insbesondere in der Gegenwart und im Präteritum.
Beispiele:
- Singular: ich gehe, du gehst, er/sie/es geht
- Plural: wir gehen, ihr geht, sie gehen
Im Imperativ, der Befehlsform, unterscheidet das Deutsche ebenfalls zwischen Singular und Plural:
- Singular: Geh! (du)
- Plural: Geht! (ihr)
Die Verbformen im Singular und Plural weichen in den verschiedenen Personen häufig deutlich voneinander ab, insbesondere in der zweiten Person (du/ihr) und in der dritten Person (er/sie/es vs. sie).
5. Der Numerus bei Adjektiven
Adjektive passen sich in Geschlecht, Zahl (Numerus) und Fall (Kasus) dem Nomen an, auf das sie sich beziehen. Dies bedeutet, dass ein Adjektiv je nach Numerus unterschiedliche Endungen annehmen kann.
5.1. Adjektivdeklination
Die Deklination von Adjektiven im Deutschen erfolgt in drei Hauptvarianten: attributive, prädikative und adverbiale Verwendung. Die attributive Verwendung ist die häufigste, bei der das Adjektiv direkt vor dem Nomen steht und sich in Geschlecht, Numerus und Fall an das Nomen anpasst. Die Endungen, die die Adjektive annehmen, variieren je nachdem, ob der Artikel bestimmt oder unbestimmt ist.
Bestimmter Artikel:
- Singular: der große Mann, die große Frau, das große Kind
- Plural: die großen Männer, die großen Frauen, die großen Kinder
Unbestimmter Artikel:
- Singular: ein großer Mann, eine große Frau, ein großes Kind
- Plural: keine spezielle Form für den unbestimmten Artikel; hier sagt man einfach: große Männer, große Frauen, große Kinder.
In der prädikativen Verwendung stehen Adjektive mit einem Verb in Verbindung und werden nicht dekliniert. Sie bleiben in ihrer Grundform, unabhängig vom Numerus des Subjekts.
Beispiel:
- „Der Mann ist groß.“ (Singular)
- „Die Männer sind groß.“ (Plural)