Inhaltsverzeichnis
1. Was ist Syntax?
Die Syntax ist ein zentraler Teilbereich der Linguistik und beschäftigt sich mit der Struktur von Sätzen. Sie untersucht, wie Wörter zu größeren Einheiten wie Phrasen oder Sätzen kombiniert werden, um Bedeutung zu erzeugen. Bei der Syntax liegt die Bedeutung in der Regelhaftigkeit, mit der Sprache organisiert ist: Sie zeigt, welche Kombinationen von Wörtern grammatikalisch korrekt sind und welche nicht.
2. Regeln und Bestandteile der Syntax
Fachbereiche
Die Syntax ist ein zentraler Bestandteil der Sprachwissenschaft und wird in verschiedenen Fachbereichen untersucht. Jeder dieser Bereiche betrachtet die Syntax aus einer spezifischen Perspektive, um ihre Regeln und Strukturen besser zu verstehen.
Grammatik
Im Fachbereich der Grammatik liegt der Fokus der Syntax auf der Struktur von Sätzen oder Satzteilen. Hierbei werden die Bausteine eines Satzes – wie Subjekt, Prädikat und Objekte – sowie ihre Beziehung zueinander analysiert. Ein Beispiel dafür wäre der Satz:
→ „Der Hund jagt die Katze.“
Die Syntax zeigt hier, dass „Der Hund“ das Subjekt, „jagt“ das Prädikat und „die Katze“ das Akkusativobjekt ist. Grammatische Regeln bestimmen dabei die Anordnung dieser Satzglieder, um eine sinnvolle Aussage zu bilden.
Semiotik und Semantik
Die Semiotik ist die allgemeine Lehre von Zeichen und deren Bedeutung. Wenn es um sprachliche Zeichen geht, beschäftigt sich der Fachbereich Semantik mit ihrer Bedeutung und Beziehung untereinander. Die Syntax spielt hier eine wichtige Rolle, da sie analysiert, wie sprachliche Zeichen – etwa Wörter oder Satzteile – in einem größeren Zusammenhang angeordnet sind. Ein Beispiel aus der Semiotik wäre die Struktur eines Satzes wie:
→ „Das Lesen eines Buches ist entspannend.“
Hier untersucht die Syntax, wie das Substantiv „Lesen“ mit anderen Zeichen wie „eines Buches“ und „ist entspannend“ in Beziehung steht, um die Aussage verständlich zu machen. Durch die Kombination dieser Fachbereiche erhält die Syntax eine umfassende Bedeutung: Sie liefert nicht nur Regeln für den korrekten Satzbau, sondern trägt auch dazu bei, die tiefere Bedeutung und Struktur der Sprache zu erfassen.
Verbvalenz
Ein zentrales Konzept in der Syntax ist die Verbvalenz, die beschreibt, wie viele Ergänzungen (Argumente) ein Verb benötigt, um einen vollständigen Satz zu bilden. Verben unterscheiden sich in ihrer Valenz – von nullwertigen bis hin zu dreiwertigen Verben – und bestimmen dadurch maßgeblich die Satzstruktur.
Nullwertige Verben
Nullwertige Verben verlangen keine Ergänzungen. Sie stehen oft in unpersönlichen Sätzen, die lediglich das Wetter, Naturerscheinungen oder Zustände beschreiben. Zum Beispiel:
→ „Es regnet.“
→ Hier wird das Subjekt „es“ nur formell verwendet, da das Verb „regnet“ kein echtes Argument benötigt.
Einwertige Verben
Einwertige Verben verlangen genau eine Ergänzung, in der Regel ein Subjekt. Zum Beispiel:
→ „Der Hund schläft.“
→ Das Verb „schläft“ benötigt nur das Subjekt „Der Hund“, um einen vollständigen Satz zu bilden.
Zweiwertige Verben
Zweiwertige Verben benötigen zwei Ergänzungen, meist ein Subjekt und ein Objekt. Zum Beispiel:
→ „Die Lehrerin lobt den Schüler.“
→ Das Verb „lobt“ verlangt hier das Subjekt „Die Lehrerin“ und das Akkusativobjekt „den Schüler“, um den Satz sinnvoll zu machen.
Dreiwertige Verben
Dreiwertige Verben erfordern drei Ergänzungen, die häufig ein Subjekt, ein Akkusativobjekt und ein Dativobjekt umfassen. Zum Beispiel:
→ „Er gibt dem Kind das Buch.“
→ Das Verb „gibt“ verlangt das Subjekt „Er“, das Dativobjekt „dem Kind“ und das Akkusativobjekt „das Buch“, um eine vollständige Aussage zu bilden.
Konstituenten und syntaktische Struktur
Die Syntax untersucht, wie Konstituenten – also zusammengehörende Wortgruppen – innerhalb eines Satzes organisiert sind. Konstituenten lassen sich in offene und geschlossene Wortklassen unterteilen und unterliegen einer hierarchischen Struktur, die den Satzaufbau prägt.
Offene Klassen
Offene Wortklassen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ständig durch neue Wörter erweitert werden können. Zu diesen Klassen gehören:
- Substantive
- Verben
- Adjektive
- Adverbien
Geschlossene Klassen
Geschlossene Wortklassen bestehen aus Wörtern, die sich selten ändern oder erweitert werden. Dazu gehören:
- Präpositionen
- Konjunktionen
- Pronomina
- Artikel
Hierarchie der Konstituenten
Die syntaktische Struktur eines Satzes ist hierarchisch organisiert. Dies bedeutet, dass kleinere Konstituenten größere Einheiten bilden:
Erklärung | Beispiel | |
---|---|---|
Nominalphrasen (NP) | Bestehen aus einem Substantiv als Kern und optionalen Erweiterungen wie Artikeln, Adjektiven oder Präpositionen. | „[Die kleine Katze] liegt auf [dem warmen Teppich].“ |
Verbalphrasen (VP) | Enthalten ein Verb als Kern und dessen Ergänzungen (z. B. Objekte). | „[Schreibt einen langen Brief].“ |
Adjektivphrase (AdjP) | Hat ein Adjektiv als Kern und wird oft durch Adverbien oder Ergänzungen erweitert. | → (einfache AdjP): „[Schön].“ → (erweiterte AdjP): „[Sehr jung für das Alter].“ |
Adverbphrase (AdvP) | Hat ein Adverb als Kern. Sie modifiziert Verben, Adjektive oder andere Adverbien. | → (einfache AdvP): „[Schnell].“ → (erweiterte AdvP): „[Unglaublich schnell zu Fuß].“ |
Präpositionalphrase (PP) | Beginnt mit einer Präposition und hat eine Nominalphrase als Ergänzung. | → (einfache PP): „[Auf dem Tisch].“ → (erweiterte PP): „[Auf dem Tisch mit den vielen Büchern].“ |
Konjunktionalphrase (KP) | Verbindet Sätze oder Satzteile und wird durch Konjunktionen eingeleitet. | „[Sowohl der Lehrer als auch die Schüler].“ |
Genitivphrase (GenP) | Beschreibt Besitz oder Zugehörigkeit und erweitert eine Nominalphrase. | „Das Buch [des Lehrers].“ |
Sätze (S) | Eine übergeordnete Einheit, die alle Phrasen integriert. | „[Die Katze] [liegt auf dem Teppich].“ |
Die Phrasen stehen in einer hierarchischen Beziehung zueinander, die den Satzaufbau organisiert:
- Satz (S): Die oberste Ebene, bestehend aus Subjekt, Prädikat und Objekten.
- Phrasen: Nominal-, Verbal-, Präpositional- und andere Phrasen, die Subjekte, Objekte oder Modifikationen bilden.
Das kann zum Beispiel so aussehen:
→ „[Die Katze] [liegt [auf dem Sofa.]]“
- Satz (S): Die Katze liegt auf dem Sofa.
- Nominalphrase (NP): Die Katze
- Verbalphrase (VP): Liegt auf dem Sofa
- Präpositionalphrase (PP): Auf dem Sofa
Phrasen bestimmen (IC-Analyse)
Die IC-Analyse (Immediate Constituent) ist ein Verfahren zur Bestimmung der Konstituenten eines Satzes. Dabei wird ein Satz in kleinere Bestandteile, die sogenannten Phrasen, zerlegt. Diese Methode hilft zu verstehen, wie die einzelnen Satzteile grammatikalisch zusammenhängen und welche Rolle sie spielen. Für die Bestimmung der Phrasen gibt es drei grundlegende Verfahren: die Ersatzprobe, die Verschiebeprobe und die Frageprobe. Zum Beispiel der Satz:
→ „Die Katze schläft auf dem Sofa.“
Ersatzprobe
Teile des Satzes werden durch andere Wörter oder Ausdrücke ersetzt, um herauszufinden, welche Elemente eine Einheit bilden:
→ Ersatz: „Sie schläft dort.“
→ Ergebnis: „Die Katze“ und „auf dem Sofa“ sind eigenständige Phrasen.
Verschiebeprobe
Satzteile werden an andere Positionen verschoben, um zu testen, welche Elemente zusammengehören.
→ Verschoben: „Auf dem Sofa schläft die Katze.“
→ Ergebnis: „Auf dem Sofa“ bleibt als Einheit zusammen, also eine Phrase.
Frageprobe
Passende Fragen werden gestellt, um die Funktion der Satzteile zu identifizieren.
→ Frage: „Wer schläft?“ ® Antwort: „Die Katze.“
→ Frage: „Wo schläft die Katze?“ ® Antwort: „Auf dem Sofa.“
→ Ergebnis: „Die Katze“ ist eine Nominalphrase (Subjekt), und „auf dem Sofa“ eine Präpositionalphrase.
Komplexe Sätze in der Syntax
Komplexe Sätze bestehen aus mehreren Teilsätzen, die durch unterordnende oder koordinierende Konjunktionen verbunden werden. In der Syntax werden solche Sätze nach ihrer Funktion und Struktur klassifiziert, beispielsweise als Subjekt- und Objektsätze, Adverbialsätze oder Satzgefüge.
Subjekt- und Objektsätze
Ein Subjektsatz übernimmt die Rolle des Subjekts im Satz. Er beantwortet die Frage „Wer oder was?“ und steht oft anstelle eines Nomens:
→ „Dass er die Prüfung bestanden hat, freut mich.“
→ „Dass er die Prüfung bestanden hat“ ist der Subjektsatz.
Ein Objektsatz fungiert als Objekt des Hauptsatzes und wird mit „Wen oder was?“ bzw. „Wem?“ erfragt:
→ „Ich hoffe, dass du kommst.“
→ „Dass du kommst“ ist der Objektsatz.
Adverbialsätze
Adverbialsätze übernehmen die Funktion eines Adverbials und geben Informationen zu Zeit, Grund, Zweck, Bedingung oder Folge an. Sie werden durch spezielle Konjunktionen eingeleitet:
- Temporalsatz (Zeit): „Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir spazieren.“
- Kausalsatz (Grund): „Weil es regnet, bleiben wir zu Hause.“
- Konditionalsatz (Bedingung): „Wenn du pünktlich bist, schaffen wir es rechtzeitig.“
Satzgefüge
Ein Satzgefüge besteht aus einem Hauptsatz und mindestens einem Nebensatz. Der Hauptsatz trägt die Hauptaussage, während der Nebensatz zusätzliche Informationen liefert. Die Beziehung zwischen den Sätzen wird durch Konjunktionen oder Relativpronomen verdeutlicht:
→ „Der Mann, der gestern hier war, hat angerufen.“
→ Hauptsatz: „Der Mann hat angerufen.“
→ Nebensatz: „der gestern hier war.“
Satzgliedstellung und Satzmodus
Die Satzgliedstellung und der Satzmodus sind grundlegende Aspekte der Syntax, die die Struktur und Funktion von Sätzen bestimmen. Während die Satzgliedstellung die Reihenfolge der Satzbestandteile beschreibt, zeigt der Satzmodus, welche kommunikative Absicht der Satz verfolgt.
Satzgliedstellung
Im Deutschen ist die Grundwortstellung im Hauptsatz Subjekt-Verb-Objekt (SVO). Diese Abfolge sorgt für Klarheit in der Satzstruktur:
→ „Der Hund (Subjekt) frisst (Verb) den Knochen (Objekt).“
Im Nebensatz verschiebt sich die Stellung des Verbs häufig ans Satzende, was als Verbendstellung bezeichnet wird:
→ „Ich weiß, dass der Hund den Knochen frisst.“
Zusätzlich ermöglicht die flexible Wortstellung im Deutschen, Satzteile durch Umstellung (Topikalisierung) zu betonen, solange das finite Verb an zweiter Stelle bleibt:
→ „Den Knochen frisst der Hund.“ (Betonung auf „den Knochen“).
Satzmodus
Der Satzmodus zeigt, wie ein Satz im Gespräch verwendet wird, und unterscheidet verschiedene Typen:
- Deklarativsatz (Aussagesatz): Dient der Mitteilung von Informationen.
→ „Ich gehe heute ins Kino.“
- Interrogativsatz (Fragesatz): Wird zur Fragebildung genutzt und unterscheidet sich in Entscheidungsfragen und Ergänzungsfragen.
→ „Gehst du ins Kino?“ (Entscheidungsfrage)
→ „Wann gehst du ins Kino?“ (Ergänzungsfrage)
- Imperativsatz (Aufforderungssatz): Ausdruck eines Befehls, einer Bitte oder einer Anweisung.
→ „Geh ins Kino!“
- Exklamativsatz (Ausrufesatz): Drückt eine emotionale Reaktion wie Freude, Überraschung oder Ärger aus.
→ „Wie toll ist das denn!“
- Optativsatz (Wunschsatz): Formuliert einen Wunsch, oft mit „möge“ oder dem Konjunktiv.
→ „Möge das Glück mit dir sein!“
Übungsaufgaben
Die richtige Satzstellung im Deutschen kann knifflig sein. In unserem Deutschkurs online lernen Sie, die deutsche Syntax zu meistern und Sätze korrekt zu bilden!