1. Was ist die Genitiv-Frage?
Um den Fall in einem Satz zu ermitteln, lernen Sie zu Beginn oft die dazugehörige Fall-Frage.
Die Genitiv-Frage lautet „Wessen?“ und ist der Schlüssel, um den Genitiv in einem Satz zu erkennen. Sie wird gestellt, um Besitz oder Zugehörigkeit zu ermitteln. Zum Beispiel:
- → „Das ist das Auto des Nachbarn.“
- Wessen Auto ist das? – Das Auto des Nachbarn.
- → „Die Lieblingsfarbe der Kinder ist Blau.“
Wessen Lieblingsfarbe ist Blau? – Die Lieblingsfarbe der Kinder.
Durch das Stellen der Genitiv-Frage können Sie leicht herausfinden, welches Wort im Genitiv steht. Diese Technik ist besonders hilfreich, wenn Sie lernen, den Genitiv korrekt zu verwenden oder ihn in einem Satz zu identifizieren. Im Folgenden erklären wir Ihnen, wie der Genitiv in verschiedenen Situationen angewandt wird.
2. Anwendung des Genitivs mit Beispielen
Nomen im Genitiv (Genitivobjekt)
Deklination mask, fem, neu, pl; mit und ohne Artikel
Das Nomen im Genitiv (auch Genitivobjekt genannt) wird verwendet, wenn ein Substantiv im Genitiv steht und das Objekt einer Handlung oder eines Verhältnisses ist. In vielen Fällen ist das Genitivobjekt nach bestimmten Verben, Präpositionen oder Adjektiven erforderlich.
Der Genitiv kann je nach Geschlecht (maskulin, feminin, neutral) und Zahl (Singular oder Plural) unterschiedliche Formen annehmen. Zum Beispiel so:
Nomen | Singular | Plural | |
---|---|---|---|
Maskulines Nomen | der Mann | → „Das Bild des Mannes ist sehr alt.“ | → „Das Bild der Männer ist sehr alt.“ |
Feminines Nomen | die Blume | → „Die Farben der Blume sind bunt.“ | → „Die Farben der Blumen sind bunt.“ |
Neutrales Nomen | das Wort | → „Die Bedeutung des Wortes ist klar.“ | → „Die Bedeutung der Wörter ist klar.“ |
Dativ statt Genitiv
In der deutschen Sprache wird der Genitiv immer seltener verwendet, besonders in der Alltagssprache, und oft durch den Dativ ersetzt. Diese Entwicklung betrifft vor allem bestimmte Ausdrücke und Konstruktionen, bei denen der Genitiv traditionell gebraucht wurde. Besonders in der gesprochenen Sprache hört man oft den Dativ statt des Genitivs, auch wenn der Genitiv grammatikalisch korrekt wäre. Zum Beispiel hier:
- → Genitiv (korrekt): „Die Meinung des Arztes ist wichtig.“
- → Dativ (häufig in der Alltagssprache): „Die Meinung vom Arzt ist wichtig.
- → Genitiv (korrekt): „Die Stifte meines Onkels sind weg.“
- → Dativ (häufig in der Alltagssprache): „Die Stifte von meinem Onkel sind weg.“
Genitivattribut
Das Genitivattribut ist eine häufige Verwendung des Genitivs im Deutschen, bei der der Genitiv dazu dient, ein Nomen näher zu bestimmen oder zu erklären. Es beschreibt ein Verhältnis von Besitz oder Zugehörigkeit und wird oft verwendet, um mehr Informationen zu einem Substantiv hinzuzufügen.
Das Genitivattribut kann in vielen Fällen als eine Art „Zusatzinformation“ verstanden werden, die den Zusammenhang zwischen den Dingen oder Personen im Satz verdeutlicht.
Die Struktur lautet oft: „Nomen + Genitivattribut“. Zum Beispiel:
- → „Die Fenster des Hauses waren beschädigt.“
- → In diesem Beispiel beschreibt das Genitivattribut „des Hauses“ das Substantiv
„Fenster“ und gibt an, zu welchem Gebäude sie gehören.
- → In diesem Beispiel beschreibt das Genitivattribut „des Hauses“ das Substantiv
Adverbialer Genitiv (Adjektive + Adverbien)
Der adverbiale Genitiv wird verwendet, um die Art und Weise, den Grund oder den Zustand einer Handlung genauer zu beschreiben. In diesem Fall steht der Genitiv in Verbindung mit bestimmten Adjektiven oder Adverbien und liefert zusätzliche Informationen zu einem Satz.
Diese Konstruktion ist in der deutschen Sprache eher formell und wird häufig in schriftlichen Texten oder gehobener Sprache verwendet. Der Genitiv zeigt hier oft ein Verhältnis von Besitz, Herkunft oder Grund.
- → „Trotz seiner Krankheit ging er zur Arbeit.“
- → Hier zeigt der Genitiv „seiner Krankheit“ den Grund für das Handeln (trotz der
Krankheit).
- → Hier zeigt der Genitiv „seiner Krankheit“ den Grund für das Handeln (trotz der
- → „Er ging des Nachts nach Hause.“
- → In diesem Satz gibt „des Nachts“ an, wann die Handlung stattfindet – also in der
Nacht.
- → In diesem Satz gibt „des Nachts“ an, wann die Handlung stattfindet – also in der
Der adverbiale Genitiv tritt oft in feststehenden Wendungen auf, die man häufig in der geschriebenen Sprache oder in formellen Gesprächen hört. Zum Beispiel hier:
- „trotz seiner Bemühungen“
- „während des Gesprächs“
- „wegen des Wetters“
- „innerhalb eines Jahres“
- „außerhalb der Stadt“
Possessivartikel im Genitiv
Possessivartikel im Genitiv drücken aus, wem etwas gehört oder zu wem etwas gehört. Sie stehen vor einem Nomen und passen sich sowohl dem Genus (männlich, weiblich, sächlich) als auch dem Numerus (Einzahl, Mehrzahl) des Nomens an. Im Genitiv ändern sich die Endungen des Artikels, um den Fall anzuzeigen.
- → „Das ist das Buch meines Bruders.“
- Wessen Buch ist das? – Das Buch meines Bruders.
- → Der Possessivartikel „mein-“ passt sich hier dem Genitiv Singular männlich
an: meines.
- → „Wir feiern den Geburtstag unserer Mutter.“
- Wessen Geburtstag feiern wir? – Den Geburtstag unserer Mutter.
- → Der Possessivartikel „unser-“ steht hier im Genitiv Singular weiblich: unserer.
Präpositionen + Genitiv
Einige Präpositionen im Deutschen erfordern immer den Genitiv, unabhängig davon, wie der Satz aufgebaut ist. Diese Präpositionen drücken oft eine genauere Beziehung zwischen zwei Satzteilen aus, wie Ursache, Richtung oder Zeitrahmen. Für Deutschlernende kann es eine Herausforderung sein, den Genitiv korrekt zu verwenden, aber das Üben solcher Präpositionen hilft, die Grammatik zu festigen.
Einige häufige Präpositionen, die mit dem Genitiv gekoppelt sind, wären:
- angesichts
- aufgrund
- während
- statt
- trotz
- innerhalb
- außerhalb
- wegen
Zum Beispiel:
- → Angesichts der Wetterlage verschieben wir das Picknick auf nächste Woche.
- → „der Wetterlage“ steht im Genitiv, weil „angesichts“ den Genitiv verlangt.
- → Trotz des Regens hatten wir eine schöne Wanderung.
- → „des Regens“ ist der Genitiv von „der Regen“.
Verben + Genitiv
Genau wie bei den Präpositionen gibt es einige Verben im Deutschen, die den Genitiv verlangen. Diese Verben kommen häufig in formeller oder schriftlicher Sprache vor und können für Lernende zunächst ungewohnt erscheinen. Dennoch lohnt es sich, diese Verben und ihre Verwendung zu üben, da sie den eigenen Ausdruck präziser und gehobener machen können.
Verben, die den Genitiv erfordern:
Verb | Beispiel |
---|---|
bedürfen | → Er bedurfte der Unterstützung. |
gedenken | → Wir gedenken eines bedeutenden Meilensteins. |
sich annehmen | → Der Lehrer nimmt sich des Problems an. |
sich vergewissern | → Ich vergewissere mich der Richtigkeit der Antwort. |
sich enthalten | → Sie enthielt sich einer Stellungnahme. |
sich bedienen | → Er bediente sich eines Tricks. |
- → „Er bedurfte ihrer Hilfe, um das Projekt abzuschließen.“
- → „ihrer Hilfe“ steht im Genitiv, da das Verb „bedürfen“ den Genitiv verlangt.
- → „Sie enthielt sich einer Antwort, da sie die Situation nicht verschärfen wollte.“
- → „einer Antwort“ steht im Genitiv, weil „sich enthalten“ den Genitiv benötigt.
3. Position des Genitivs im Satz
Die Position des Genitivs im Satz hängt grundsätzlich vom Kontext ab, es gibt keine feste Regel für seine genaue Stellung. Dennoch gibt es eine übliche Reihenfolge, die als „normal“
empfunden wird, um einen klaren und natürlichen Satzbau zu gewährleisten. In vielen Fällen folgt das Genitivobjekt nach den anderen Objekten, vor allem dem Dativ- und Akkusativobjekt. Eine typische Satzstellung wäre:
Subjekt + Verb + Dativobjekt + Akkusativobjekt + Genitivobjekt
Das sähe im Satz zum Beispiel so aus:
→ „Der Lehrer erklärte dem Schüler die Bedeutung des Wortes.“