Das Genus

Das Genus bezieht sich auf die Klassifikation von Substantiven und beeinflusst die Verwendung von Artikeln, Adjektiven und Pronomen. In der deutschen Sprache gibt es drei grammatische Geschlechter: Maskulinum, Femininum und Neutrum. Während einige Nomen auf der Grundlage von grammatischen Regeln einem bestimmten Genus zugeordnet werden können, gibt es allerdings auch einige Ausnahmen und unregelmäßige Formen. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, was das Genus ist, wie es bestimmt wird und gehen auf die einzelnen Ausnahmen ein, die für Lernende der deutschen Sprache herausfordernd sein können.

Adjektiv

1. Was ist ein Genus?

Der Begriff „Genus“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Geschlecht“. In der deutschen Grammatik bezieht sich das Genus auf die Klassifizierung von Substantiven in verschiedene Kategorien:

  • Maskulinum (männlich)
  • Femininum (weiblich)
  • Neutrum (sächlich)

Diese Klassifizierung beeinflusst nicht nur die Form des Substantivs selbst, sondern auch die Form der begleitenden Artikel, Adjektive und Pronomen.

2. Die drei Genera im Deutschen

 

2.1. Maskulinum

Maskuline Substantive sind in der Regel männliche Lebewesen oder Begriffe, die traditionell als männlich betrachtet werden. Dazu gehören:

  • Lebewesen: der Mann, der Junge, der Hund
  • Berufe: der Lehrer, der Arzt, der Ingenieur
  • Tage & Monate: der Montag, der Januar

Die Artikel für maskuline Substantive sind „der“ im Nominativ und „einen“ im Akkusativ. Im Plural verwenden sie den Artikel „die“:

  • Beispiel: der Lehrer (Singular) – die Lehrer (Plural)

 

2.2. Femininum

Zu den femininen Substantiven gehören:

  • Lebewesen: die Frau, das Mädchen, die Katze
  • Berufe: die Lehrerin, die Ärztin, die Ingenieurin
  • Namen von Bäumen & Blumen: die Eiche, die Buche, die Rose

Die Artikel für feminine Substantive sind „die“ im Nominativ und „eine“ im Akkusativ. Im Plural verwenden sie ebenfalls den Artikel „die“:

  • Beispiel: die Lehrerin (Singular) – die Lehrerinnen (Plural)

 

2.3. Neutrum

Neutrale Substantive beziehen sich oft auf Dinge, abstrakte Begriffe oder Lebewesen, die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind. Dazu gehören:

  • Dinge: das Buch, das Auto, das Haus
  • Substanzen: das Wasser, das Licht, das Gold

Die Artikel für neutrale Substantive sind „das“ im Nominativ und „ein“ im Akkusativ. Im Plural verwenden sie den Artikel „die“:

  • Beispiel: das Buch (Singular) – die Bücher (Plural)
Adjektiv

3. Natürliche & grammatikalische Genera

Ein wichtiger Aspekt des Genus ist die Unterscheidung zwischen natürlichem und grammatikalischem Geschlecht:

 

3.1. Natürliches Genus

Das natürliche Genus bezieht sich auf die biologische oder soziale Geschlechtszuordnung von Lebewesen. Hierbei sind Substantive direkt mit dem biologischen Geschlecht verbunden:

  • Männlich: der Mann, der Opa
  • Weiblich: die Frau, die Oma
  • Neutrum: Das natürliche Genus ist bei Lebewesen weniger verbreitet, kann jedoch bei einigen Begriffen vorkommen, wie bei „das Baby“, da es sich auf ein Kleinkind bezieht, ohne eine eindeutige Geschlechtszuordnung vorzunehmen.

Das natürliche Geschlecht ist für die Verwendung von Artikeln und Pronomen entscheidend, da es oft die grammatische Zuordnung beeinflusst. So beziehen sich die Personalpronomen „er“ und „sie“ direkt auf das natürliche Genus der Substantive.

 

3.2. Grammatikalisches Genus

Das grammatikalische Genus hingegen ist eine rein sprachliche Kategorie, die nicht immer mit dem natürlichen Geschlecht übereinstimmt. Ein Beispiel ist das Nomen „Mädchen“, das trotz seiner Bezugnahme auf ein weibliches Lebewesen grammatikalisch im Neutrum steht.

4. Das Genus und seine Auswirkung auf Artikel und Adjektive

Das Genus beeinflusst die Form von Artikeln und Adjektiven, die mit einem Substantiv verwendet werden. Die Wahl des richtigen Artikels hängt vom Genus des Nomens ab, was für Sie als Lernende oft eine Herausforderung darstellen kann.

 

4.1. Artikel

Es gibt zwei Arten von Artikeln im Deutschen: Bestimmte und unbestimmte Artikel.

  • Bestimmte Artikel: „der“ (maskulin), „die“ (feminin), „das“ (neutrum)
  • Unbestimmte Artikel: „ein“ (maskulin und neutrum), „eine“ (feminin)

Beispiele:

  • Bestimmter Artikel: der Tisch, die Lampe, das Zimmer
  • Unbestimmter Artikel: ein Tisch, eine Lampe, ein Zimmer

 

4.2. Adjektive

Adjektive müssen sich ebenfalls dem Genus des Nomens anpassen, was zu unterschiedlichen Endungen führt. Das betrifft die attributive Verwendung, wenn das Adjektiv direkt vor dem Substantiv steht.

  • Maskulin: der große Tisch, ein großer Tisch
  • Feminin: die große Lampe, eine große Lampe
  • Neutrum: das große Zimmer, ein großes Zimmer

Im Plural haben die Adjektive eine einheitliche Form, unabhängig vom Genus:

  • die großen Tische
  • die großen Lampen
  • die großen Zimmer

5. Genus und Semantik

Die Zuordnung eines Substantivs zu einem Genus erfolgt oft nach bestimmten Regeln. Während einige Substantive einem bestimmten Geschlecht logisch zugeordnet werden können, gibt es einige Ausnahmen, die auf historischen, kulturellen oder sprachlichen Einflüssen basieren.

 

5.1. Regelbasierte Zuordnungen

Es gibt einige allgemeine Regeln, die helfen können, das Genus von Substantiven vorherzusagen:

  • Substantive, die auf -er enden, sind häufig maskulin (der Lehrer, der Fahrer).
  • Substantive, die auf -in enden, sind oft feminin (die Lehrerin, die Fahrerin).
  • Substantive, die auf -chen oder -lein enden, sind neutral (das Mädchen, das Fräulein).

 

5.2. Ausnahmen

Trotz dieser Regeln gibt es viele Ausnahmen. Zum Beispiel:

  • das Mädchen (neutral) ist ein feminines Lebewesen.
  • der Tisch (maskulin) ist ein unbelebter Gegenstand.

Die Zuordnung des Genus ist oft nicht logisch nachvollziehbar, und es gibt Substantive, die völlig unerwartet einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden.

6. Beispiele

BedingungBeispiel
DER

männliche Personen, Tiere und Berufe
Tage und Monate
Tageszeit 
Jahreszeiten und Himmelsrichtungen
Alkohol 
-ling (Plural: -e)
-or (Plural: -en)
-us (Plural: -en, meist kein Plural)
-er (Plural: -er, ca. 70% der Nomen)




der Vater, Löwe, Tiger, Arzt
der Montag, Januar
der Morgen, Tag, Abend   ABER: die Nacht
der Sommer, Süden
der Wein, Schnaps             ABER: das Bier
der Schmetterling, Lehrling
der Motor, Reaktor
der Tourismus, Rhythmus
der Kugelschreiber

DIE

weibliche Personen, Tiere und Berufe
oft Obst und Gemüse
-e (Plural: -n, ca. 98% der Nomen)
-ei (Plural: -en)
-heit (Plural: -en)
-keit (Plural: -en)
-schaft (Plural: -en)
-ung (Plural: -en)
tät (Plural: -en)
ik (Plural: -en)
-ur (Plural: -en)
-ion (Plural: -en)



die Tochter, Katze, Ärztin
die Banane, Gurke, Tomate
die Klasse, Komödie
die Bäckerei, Metzgerei
die Krankheit, Freiheit
die Möglichkeit, Aufmerksamkeit

die Freundschaft, Mannschaft
die Zeitung, Packung
die Universität, Realität
die Musik, Republik
die Kultur, Zensur
die Information, Religion

DAS

-chen (Plural: -chen)
-lein
(Plural: -lein)
ment
(Plural: -e)
-nis
(Plural: -nisse: ca. 98% der Nomen)
-um
(Plural: -en)
-tum
(Plural: -er)
Infinitiv
(kein Plural)



das Mädchen, Kätzchen
das Büchlein, Tischlein

das Appartment, Dokument
das Zeugnis, Verhältnis
das Zentrum, Museum
das Eigentum, Bürgertum
das Lesen, Schreiben

7. Herausforderungen für Lernende

Die grammatische Kategorie des Genus kann für Lernende der deutschen Sprache eine der größten Herausforderungen darstellen. Oft gibt es keine ähnlichen grammatischen Regelungen in ihrer Muttersprache, was zu Unsicherheiten führt.

 

7.1. Memorieren der Genera

Ein häufiges Problem besteht darin, dass Lernende oft nicht wissen, wie sie das Genus eines neuen Substantivs lernen oder sich merken sollen. Es ist wichtig, das Genus von Nomen zusammen mit dem Nomen selbst zu lernen. Einige Lernmethoden, die dabei helfen können, sind:

  • Verwendung von Artikeln: Anstatt nur „Tisch“ zu lernen, sollte man „der Tisch“ lernen.
  • Visuelle Hilfsmittel: Bilder, die das Genus visuell darstellen, können helfen.
  • Wiederholungen & Übungen: Regelmäßiges Üben kann das Gedächtnis unterstützen.

 

7.2. Dialekte und regionale Unterschiede

Ein weiterer Aspekt, der Lernende verwirren kann, sind regionale Unterschiede in der Verwendung des Genus. In einigen Dialekten oder regionalen Varianten des Deutschen können Substantive unterschiedliche Genera haben oder anders behandelt werden. Diese Variationen können das Verständnis und die Anwendung der korrekten Formen erschweren.

8. Übungen